Blogreihe "Zwischen den Fronten" - Blogpost 4: Ready for the future? Die Menschlichkeit in der Algorithmus-Ära.

Meine Gedankenreise in die Gesundheitszukunft mit KI, Robotern – und uns.

Alessia Schrepfer
Co-Founder Co-CEO
2. Mai 2025

Meine Gedankenreise in die Gesundheitszukunft mit KI, Robotern – und uns.

Beim Gedanken an KI, Robotik und das Gesundheitswesen mag mancher vielleicht an Science-Fiction denken oder diese Themen in die ferne Zukunft verschieben. Für mich sind sie alltägliche Realität, ein ständiges Gesprächsthema am Küchentisch. Das liegt daran, dass mein Ehemann als Venture Capitalist sein Berufsleben der Suche nach den weltweit innovativsten Start-ups im Bereich AI und Robotik widmet. Seit Jahren höre ich von ihm, was technologisch schon wirklich möglich ist und wie rasant sich die Dinge entwickeln. Diese Fortschritte in maschinellem Lernen, Automatisierung und sogar humanoiden Robotern, wie sie etwa bei Projekten wie dem von Elon Musk vorangetrieben werden, sind nicht nur faszinierend; sie stellen eine tiefgreifende Transformation unserer Arbeitswelt dar.

Effizienz, Support, aber eben auch die Verschiebung menschlicher Tätigkeiten sind absehbar. Neue Berufe entstehen, ja, aber auch grundlegende Fragen über den Wert menschlicher Arbeit und die Fähigkeiten, die künftig wichtig sein werden.

Vom Stirnrunzeln zur Faszination: Mein Blick auf AI im Gesundheitswesen

Ganz ehrlich? Lange sass ich diesen Gesprächen bei und dachte: "Ja, ja, super spannend für die Industrie oder Logistik. Aber doch nicht im Gesundheitswesen!" Diese Skepsis war tief in mir verwurzelt, denn für mich, als auch für viele andere Fachpersonen im Gesundheitswesen ist völlig klar: "Unser Beruf ist menschlich. Empathie, Intuition, das unbezahlbare Gefühl von physischer Nähe und Vertrauen – das kann keine Maschine ersetzen." Und wer könnte dem widersprechen? In den verletzlichsten Momenten unseres Lebens suchen wir Trost, Verständnis und eine haltende Hand, keine kalte Oberfläche oder eine digitale Avatar-Stimme die uns «gut zuredet».

Doch die Realität holt uns ein – und meine Skepsis wird je länger, je mehr zur Faszination. Mit dem Einzug von KI-Tools in den Alltag des «Otto Normalverbrauchers» via ChatGPT und Co. wird klar: Die Spitze des Eisbergs ist schon sichtbar. Hinter den Kulissen, in Forschungslaboren und Innovationsprojekten weltweit, passiert unglaublich viel.

Was schon heute keine Netflix-Serie sondern pure Realität ist

Denken wir an das "Agent Hospital" der Tsinghua Universität in China. Eine Wahnsinns Schlagzeile vor gut einem Jahr in den Medien! Zwar noch keine physischen Roboter, aber ein virtuelles Trainingszentrum, das KI-Ärzte in Tagen an Tausenden von Fällen schult und dabei angeblich 93% korrekte Diagnosen erzielt. Das zeigt die Leistungsfähigkeit von KI bei der Verarbeitung und Anwendung komplexen Wissens.

Article content

Auswahl Quellen:

China's first AI hospital town debuts - Global Times

World’s 1st AI Hospital in China - A Milestone in Healthcare Innovation

Aber wir müssen nicht nach China blicken, um zu sehen, wie die Zukunft schon heute entsteht. Da gibt es diverse Chatbots, die bei der lästigen Dokumentation helfen und den Alltag erleichtern. KI-Analysen revolutionieren die Bildgebung in der Radiologie. Und es gibt schon Roboter, die Botengänge oder sogar interaktive Aktivitäten in Pflegeheimen übernehmen. Das sind für mich konkrete Beispiele, wie Technologie bereits heute physisch anstrengende, repetitive und supportive Aufgaben übernehmen kann. Im Endeffekt geht es bei allen innovativen Initiativen darum, die richtigen Probleme zu lösen und die Bedürfnisse der Patienten und des Personals in den Mittelpunkt zu stellen.

Auswahl Quellen:

Wo Künstliche Intelligenz das Gesundheitswesen verändert

Lio, der Pflegeassistenzroboter: ein Besuch - News - SRF

Roboter schafft erstmals Prüfung in Medizin

Eine weitere logische Weiterentwicklung insbesondere auch aufgrund der Personalmangel-Problematik ist die Entwicklung hin zu virtuellen Betreuungsmodellen, wie dies beispielsweise bereits in den USA und Grossbritannien bis hin auch in der Schweiz bereits getestet und umgesetzt wird.  Virtual Care Nurses nennt man das. Ziel ist die Entlastung des Personals am Bett, um mehr Raum für menschliche Interaktion zu schaffen.

Auswahl Quellen:

So funktioniert virtuelle Patientenpflege

Luzerner Kantonsspital gründet Virtual-Care-Equipe

Das Dilemma

Hier stehen wir mittendrin in einem wichtigen ethischen Dilemma, das weit über die Frage nach Empathie hinausgeht. Selbst wenn KI eines Tages die perfekte Diagnose liefert und Roboter jede physisch anstrengende Aufgabe übernehmen könnten:

  • Datenschutz und Vertrauen: Können wir Systemen so vertrauen wie einem Menschen – gerade wenn es um intimste Gesundheitsdaten geht? Ist die Maschine genug individuell. Oder eben genau noch individueller, als wir Menschen, weil auch wir voller «Bias» sind?
  • Verantwortung und Haftung: Wer steht in der Verantwortung, wenn der Algorithmus versagt? Die Fachperson oder der AI-Provider?
  • Die Entwertung des Menschlichen: Läuft die Effizienz durch Technologie Gefahr, die direkte menschliche Interaktion und damit essenzielle Elemente wie Empathie, Trost und das Aufbauen von Vertrauen zu verdrängen?

Diese Fragen sind keine reine Theorie mehr. Sie sind hochrelevant, jetzt, während wir respektive die Technologie-Giganten, die Grundlagen für die Zukunft legen.

Eine futuristische Gedankenreise: Was, wenn die Maschinen einen Grossteil unserer Aufgaben übernehmen?

Was, wenn die Entwicklung wirklich so weit geht, wie von Visionären wie Elon Musk mit humanoiden Robotern oder von KI-Forschern mit immer leistungsfähigeren Algorithmen angedeutet? Was, wenn KI und Roboter nicht nur unterstützen oder entlasten, sondern tatsächlich einen Grossteil der bisher menschlichen Arbeit übernehmen könnten – auch im Gesundheitswesen?

Stellt euch eine Zukunft vor, in der Diagnostik, Operationen, Pflegeaufgaben am Bett, Therapieübungen, ja selbst psychologische Erstgespräche von hoch entwickelten humanoiden Robotern und KIs übernommen werden könnten. Effizienter, präziser, unermüdlich.

Was macht dann der Mensch? Was macht es mit unserer psychischen Gesundheit?

Wir sprechen viel vom Wunsch nach "Work-Life-Balance", von mehr "Life". Was, wenn wir plötzlich viel mehr freie Zeit hätten, aber kaum noch "Work" im herkömmlichen Sinne? Was passiert mit unserem Sinn für Identität, der oft so eng mit unserem Beruf verknüpft ist? Wo finden wir Erfüllung? Was macht es mit unserer psychischen Gesundheit?

Diese potenziell grosse Menge an freier Zeit könnte eine bedeutende Herausforderung für unseren Sinn und Zweck darstellen. Sitzen wir dann nur noch herum, konsumieren Unterhaltung, pflegen soziale Kontakte (werden die dann umso wichtiger?), oder finden wir neue Wege, uns einzubringen? Werden Kreativität, Kunst, ehrenamtliches Engagement, die Pflege von Gemeinschaften zu den neuen Schwerpunkten?

Die Gesellschaft müsste sich stark anpassen. Konzepte wie ein bedingungsloses Grundeinkommen erscheinen denkbar. Bildung müsste nicht mehr primär auf den aktuellen Arbeitsmarkt, sondern auf die Entfaltung menschlichen Potenzials, auf kritisches Denken, Kreativität und soziale Intelligenz ausgerichtet sein.

Für mich: eine nachdenklich stimmende und zugleich faszinierende Vorstellung.

Eine Welt, in der die menschliche Bestimmung vielleicht nicht mehr primär im "Geld verdienen", sondern im "Mensch sein" liegt, in der Fürsorge füreinander, Neugier, Kreativität und das Streben nach Wissen neue Bedeutungen erhalten. Aber wie gelangen wir dorthin, ohne in soziale Unruhen, eine grössere Entfremdung oder Massendepressionen zu geraten? Schliesslich will der Mensch "gebraucht" werden, eine klare Aufgabe haben. Auch wenn wir jetzt, wo wir das haben, öfter wegwünschen würden.

Sind wir bereit – für alles, was kommt?

Die Frage "Ready for the future?" reicht über das Gesundheitswesen hinaus und betrifft die Gesellschaft als Ganzes. Hier treffen Machbarkeit, menschliche Wünsche, die Realität und weitreichende Konsequenzen aufeinander.

Bereit sein bedeutet für mich, über die unmittelbare Anwendung hinauszublicken: Es heisst, Potenziale und Grenzen der Technologie kritisch zu verstehen, ethische Dilemmas aktiv anzugehen und mitzugestalten, wie Technologie uns dient, statt unseren Sinn zu gefährden.

Ich persönlich bin nicht nur bereit für die Transformation; ich sehe dem mit grossem Interesse entgegen und freue mich darauf, sie als Chance zu begreifen. Eine Chance, die Gesundheitsversorgung effizienter und menschlicher zu gestalten, indem Technologie uns ermöglicht, uns auf das zu konzentrieren, was wirklich zählt. Und eine Chance, als Gesellschaft neu darüber nachzudenken, was uns als Menschen ausmacht, wenn uns die Arbeit vielleicht irgendwann abgenommen wird.

Und bist DU ready?

Eine wichtige Anmerkung: ich bin weder Journalistin noch Wissenschaftlerin. Der Blog basiert auf meinen Erfahrungen und persönlichen Gedankengängen. Er erhebt keinen Anspruch auf fertige Lösungen oder was «Richtig und Falsch» ist, sondern soll zum Nachdenken anregen.

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Alessia Schrepfer
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