Warum wir endlich aufhören sollten, Äpfel mit Birnen zu vergleichen!
In einer Zeit, in der die Pflegebranche mehr denn je im Fokus steht, ist es entscheidend, die Bedeutung von Vergleichen zu verstehen und die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, klar zu erkennen. Doch allzu oft werden Äpfel mit Birnen verglichen, was zu einem Durcheinander der Fakten führt und eine klare Sicht auf die Realität der Pflegebranche einschränkt.

In einer Zeit, in der die Pflegebranche mehr denn je im Fokus steht, ist es entscheidend, die Bedeutung von Vergleichen zu verstehen und die Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, klar zu erkennen. Doch allzu oft werden Äpfel mit Birnen verglichen, was zu einem Durcheinander der Fakten führt und eine klare Sicht auf die Realität der Pflegebranche einschränkt.
Die Debatte über mehr und besser qualifiziertes Pflegepersonal wird oft von Bedenken über steigende Kosten dominiert
Kritiker mögen behaupten, dass die Emanzipation der Pflege zu Mengenausweitungen und einer Kostenexplosion führt. Doch bestehende Erkenntnisse widerlegen diese Argumente deutlich. Eine verbesserte Personalausstattung in den Akutspitälern kann jährlich mehrere hundert Millionen Franken einsparen. Laut einer Studie von Intercare besteht gar ein Sparpotenzial von circa 1,5 Milliarden Franken in der ambulanten und -Langzeitpflege. Denn 42% der Spitaleinweisungen wären vermeidbar, wenn mehr qualifiziertes Pflegepersonal vorhanden wäre. (Krankenpflege, die Beweise liegen auf dem Tisch: Pflege spart Milliarden, 09/2020, Martina Carmenzind)
Auch hier ist ein adäquater (Mindest-) Stellenplan und vor allem sinnvoller Skill- und Grademix aus meiner Sicht einer der relevantesten Schlüsselfaktoren. Denn was hier oft vergessen wird: Pflegeperson ist nicht gleich Fachperson Gesundheit und Fachperson Gesundheit ist nicht gleich Dipl. Pflegefachperson HF/FH! Und als Randbemerkung: Pflege allgemein macht extrem viel «Berufsfremdes» - auch hier ein relevanter Ansatz, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken «Schuster bleib bei deinen Leisten»!
Die Spitze des Eisberges ist schliesslich, dass die Zeiten des «bedingungslos dankbaren Patienten» längst vorbei sind. Es wird immer komplexer, aufwendiger und schon fast unmöglich die Erwartungen der kommenden Generationen an die Gesundheitsinstitutionen zu erreichen.
Unter anderem genau diese Aspekte machen viele Pflegende im Gesundheitssystem unglücklich. Der Spagat zwischen Über- und Unterforderung der einzelnen Berufsgruppen und den schliesslich folgenden negativen Konsequenzen davon.
Man kann es drehen und wenden, wie man will: im Endeffekt trifft es schliesslich immer die «Schwächsten» im System: den/ die PatientIn. Dies längst nicht allein, was die sogenannte «Kostenexplosion» betrifft, sondern viel mehr das eigene Gesundheitswohl. Das beschreibt jüngst auch der Artikel von Medinside vom 15. März 2024: "Studie: Wo das Pflegepersonal unzufrieden ist, sterben mehr Patienten".
Noch eine Anmerkung zur omnipräsenten Lohndebatte:
Obwohl vielen Pflegenden der Lohn nicht als wichtigstes Anliegen erscheint, gibt es dennoch einen deutlichen Nachholbedarf im internationalen Vergleich, wie die OECD-Studie aus 2019 bestätigte. Häufig werden aber auch hier von Arbeitnehmern Äpfel mit Birnen verglichen, wie etwa Monatslohn versus Stundenlohn, weitere Lohn- und Leistungszusätze, etc. Um hier Abhilfe zu schaffen, ist es wichtig, die Gesundheitsberufe vermehrt in wirtschaftliche, finanzielle und betriebswirtschaftliche Aspekte einzubinden. Dies kann zu einer besseren Verständigung und Lösungsfindung in Bezug auf Lohnfragen führen.
Die Rolle von Temporär- und Beratungskräften: ja, auch hier gibt es Äpfel, Birnen und darunter auch leider einige die schon etwas «verdorben» sind
Kurzfristig betrachtet mögen Temporär- und Beratungskräfte das System teurer machen (ca. 11% gemäss der «Kostenanalyse» der ZHAW, Institut Gesundheitsökonomie).
Doch langfristig gesehen tragen externe «Top Fachpersonen» dazu bei, die Gesundheitskosten insgesamt zu senken. Sie bieten Flexibilität, spezialisierte Fähigkeiten und Expertise, und reduzieren das Risiko von Pflegeeinrichtungen. Dies zeigt uns auch die Privatwirtschaft mit ihrem Consulting/ Bodyleasing Erfolgsmodellen beispielsweise der Big 4.
Was es aus meiner Sicht im Endeffekt ausmacht, ist die Mission und Ambition der jeweiligen Anbieter. Was steht im Vordergrund: Qualität oder Quantität – um jeden Preis? Geht es um die Stärkung und Erhaltung der Pflegenden?
Umdenken in der Pflege: Mehr als nur ein Beruf, eine unternehmerische Vision
Meine Vision ist es, dass Pflegefachpersonen nicht nur Freude an ihrer Arbeit haben, sondern sich auch ernst genommen fühlen und dadurch dem Beruf treu bleiben. Der Pflegeberuf zählt zweifellos zu den schönsten Berufen und ist unverzichtbar für das Wohlergehen unserer Gesellschaft. Jeder einzelne, der in der Pflege tätig ist, sollte stolz auf seine Rolle sein! Das heisst aber auch, dass jede/-r seinen Teil dazu beitragen soll und nicht einfach darauf wartet, bis die Politik oder das Management aktiv wird. Abwarten hat noch nie zu Innovation und Veränderung geführt. Dies muss zwingend durchbrochen werden. Denn unser Gesundheitssystem ist höchst komplex und vielfältig, eine Optimierung und eine gleichermassen Kosteneffizienz ist nur möglich, wenn synergetisch und lösungsorientiert gearbeitet und der Fokus geschärft wird. Miteinander, statt Gegeneinander.
Zusätzlich bin ich der festen Überzeugung, dass mehr unternehmerisches Denken im Gesundheitswesen und erst recht im Pflegeberuf erforderlich ist. Aus diesem Grund haben alle bei WeNurse auch die Möglichkeit, Aktionär/-innen zu werden. Auf diese Weise stärken wir das Berufsverständnis und die Anerkennung des Pflegeberufs und fördern, als auch fordern gleichermassen die Mitverantwortung ein!
Schlussfolgerung: Investitionen in die Pflege zahlen sich aus
Es ist an der Zeit, neue Denkansätze zu begrüssen und neue Geschäftsmodelle zu unterstützen, um ein Umdenken im Gesundheitswesen und in der Pflege zu ermöglichen. Wir müssen die berufliche Situation der Pflegefachpersonen verbessern, transparente Vergütungssysteme schaffen und dem Pflegeberuf mehr Anerkennung und unternehmerischen Einfluss ermöglichen.
Investitionen in die Pflege und die Qualifikation des Pflegepersonals zahlen sich aus. Die Politik, Wirtschaft und Gesellschaft müssen diese Erkenntnisse berücksichtigen, um die Sicherheit der Bevölkerung zu gewährleisten und unnötiges Leiden zu vermeiden. Jeder Franken, der in die Pflege investiert wird, kommt mehrfach zurück.
In diesem Sinne sollten wir aufhören, Äpfel mit Birnen zu vergleichen und stattdessen gemeinsam nach Lösungen suchen, die das Gesundheitssystem voranbringen und die Zukunft der Pflege sichern.
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